Kirche und Gemeindezentrum Matthias Claudius (Umnutzung und Umbau)

Arbeitsgemeinschaft: Schulze Pampus Architekten BDA

Jan Jakob Schulze / Martin Pampus

Gebäudetyp: Kirche und Gemeinderäume   | Stadtteil: Neustadt  | Baujahr: 2011  | Bauherr: Bremische Evangelische Kirche  |
Straße: Wilhelm-Raabe-Straße 1  

Blick über den Vorplatz, links die Kintertagesstätte, Foto: Silke Schmidt

vorhandene Unterlagen

+ Syring, Eberhard / Schaper, Jörn Tore (Hrsg.): Leichtes Zelt und feste Burg, Bremen: Schünemann, überarb. Aufl. 2016.

In den 1960er Jahren entstanden zahlreiche neue Kirchen und Gemeindezentren in Bremen. Im Jahr 1966 beispielsweise acht. Dazu zählte auch die Matthias-Claudius-Kirche am Rande des Neubaugebietes Gartenstadt-Süd. Das vom Bremer Architekten Jan Noltenius entworfene Gebäude bildete einen zweigeschossigen Winkel mit einfachem Satteldach, wobei in einem Flügel der Sakralraum, im anderen das Gemeindezentrum untergebrachte waren. Architektonisch sollte damit die Gleichwertigkeit der Gemeindearbeit betont werden. Die sakrale Nutzung war lediglich durch die seitlichen Buntglasfenster des Kirchenflügels und durch den an der offenen Seite des Gebäudewinkels platzierten freistehen Glockenturm hervorgehoben.

Schrumpfender Gemeindegrößen und wachsender Unterhaltungskosten haben in den letzten Jahren dazu geführt, über Um- und Neunutzung, zum Teil auch über den Abriss von Sakralbauten (vor allem aus der Nachkriegszeit) nachzudenken. Die Matthias-Claudius-Kirche ist ein frühes Bremer Beispiel einer erfolgreichen Umnutzung. Nachdem sich die Gemeinde mit den beiden anderen Neustädter Gemeinden Zion und St. Pauli zusammengeschlossen hatte, wurden Nutzungsschwerpunkte neu auf die Gebäude verteilt. Am Standort Matthias-Claudius sollte ein Mehrgenerationenhaus mit Schwerpunkt Kinderbetreuung entstehen. Für diese Umnutzung wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben.

Das Konzept des ausgewählten und realisierten Entwurfs sieht eine Umnutzung des hohen Sakralraums in eine Kindertagestätte vor. Durch den Einbau einer Zwischenebene ließen sich pro Etage zwei Gruppeneinheiten einfügen. Die Kirchenfenster wurden ausgetauscht und in den Giebel an der fensterlosen ehemaligen Altarseite neue Fenster eingefügt. Alle vier Gruppen erhalten einen direkten Zugang zum Freibereich. Im Obergeschoss geschieht das durch einen an der Nordseite angefügten Balkon mit Freitreppe. An der Südseite ist in einem Vorbereich mit Galerie noch die alte Raumhöhe erhalten geblieben. Im anderen Gebäudeflügel befinden sich nun der Gemeindesaal, ein offenes Café sowie ein kleiner Andachtsraum.